Mathematik im Einsatz für die Umwelt
ein Vortrag von
Zusammenfassung:
Mathematik spielt eine wichtige Rolle in fast allen naturwissenschaftlichen Disziplinen. Hier
werden zwei Gebiete vorgestellt, die insbesondere auf die automatisierte Erkennung von
Umweltschäden und -gefährdungen abzielen: Die Fernerkundung der Erdatmosphäre und die
molekulare Strukturauflärung.
In der Atmosphären-fernerkundung werden mit satelliten-basierten Messinstrumenten optische
Spektren der Erde aufgenommen. Aus diesen Rohdaten werden mit Hilfe von physikalischen
Gesetzen, mathematischen Algorithmen und eigens entwickelter Software Konzentrationen
von Spurengasen in der Atmosphäre berechnet, die auf bedrohliche Veränderungen der
Umwelt hinweisen können. Typische Beispiele sind Ozon (Ozonloch),
Schwefel- und Stickoxide
(saurer Regen), sowie Treibhausgase (Treibhauseffekt). Die kontinuierliche, zeitnahe und
globale Datengewinnung ist eine wichtige Basis für Klima- und Umweltforschung und
unterstützt die politische Entscheidungsfindung.
Während die Datenprozessierung in der Atmosphären-Fernerkundung schon seit einigen
Jahren operationell eingesetzt wird, stellt eine andere Herausforderung derzeit noch viele
offene Fragen an Mathematiker und Naturwissenschaftler. In der molekularen
Strukturaufklärung geht es darum, die chemische Struktur unbekannter, potentiell gefährlicher
Verbindungen in Boden- oder Gewässerproben zu bestimmen. Auch hier werden zunächst mit
Hilfe von Messgeräten und Techniken der chemischen Analytik spektrale Daten über die
unbekannte Verbindung gewonnen, zumeist in Form von Massenspektren. Vereinfacht gesagt
werden dabei die Massen von Bruchstücken der unbekannten Struktur gemessen. Aufgabe des
Mathematikers ist es, ein allgemein anwendbares, automatisierbares Verfahren zu finden, das
aus solchen Hinweisen die unbekannte Struktur möglichst genau bestimmen kann. Erst wenn
die chemische Struktur hinreichend genau beschrieben ist, können das tatsächliche
Gefährdungspotential abgeschätzt, und ggf. der Ursprung eines Schadstoffes ermittelt werden.
Der Vortrag soll anhand zweier Beispiele aus der Praxis zeigen, wie berufliche Aufgaben
eines Mathematikers in naturwissenschaftlich ausgerichteten Großforschungseinrichtungen
aussehen können, und demonstrieren, dass das Berufsbild des Mathematikers oft stark
interdisziplinär geprägt ist. Neben grundsätzlichem Interesse an mathematisch-naturwissenschaftlichen
Zusammenhängen sind zum Verstehen des Vortrags keine
Kenntnisse erforderlich, die über Schulwissen hinausgehen.